Karibikwissen – der Passatwind
Der Passatwind (engl. Trade Wind) hat für die Karibik eine ganz besondere Bedeutung. Zum einen bestimmt er maßgeblich das Wetter in der Region mit und sorgt für die oft angenehme, konstante Brise und die kurzen, heftigen Regenfälle. Historisch sorgte er als „Handelswind“ für eine zügige Fahrt der Segelschiffe im einst blühenden Dreieckshandel zwischen Europa, Afrika und der Karibik.
Was ist der Passat?
Der Passat oder englisch Tradewind ist ein mäßig starker und sehr beständiger Wind, der in den Tropen bzw. Subtropen rund um den Erdball auftritt. Man unterscheidet zwei Passate mit unterschiedlichen Hauptwindrichtungen – dem Nordost-Passat auf der Nordhalbkugel, der auch die Karibik bestimmt und dem Südost-Passat auf der Südhalbkugel.
Wie er entsteht!
Am oder in der Nähe des Äquator steht die Sonne mittags fast senkrecht und erwärmt dadurch die Luft über dem Boden sehr stark. Die erwärmte Luft verliert an Dichte, wird leichter und steigt auf. Dadurch entsteht in diesem Sog über dem Erdboden eine Gebiet mit niedrigem Luftdruck. Die aufsteigende Luft kühlt sich in den großen Höhen über der Erde wieder ab, wodurch das in der Luft befindliche Wasser kondensiert und als kurzer, heftiger Regen niedergeht. Durch die Verdunstung des Regen am Boden und die Kondensation in der Höhe wird zusätzliche Wärmeenergie von der Erdoberfläche in die Höhe befördert. Durch den entstehenden Unterdruck werden wieder Luftmassen in die höhere Atmosphäre gesaugt. Durch diesen Prozess entstehen die beständigen und relativ stabilen Passatwinde.
Passat ist nicht gleich Passat
Der Passat kann je nach Beschaffenheit der von seinen Luftmassen überquerten Erdoberfläche unterschiedliche Eigenschaften haben. Weht er wie in der Karibik über das Meer, nimmt er Feuchtigkeit auf und bringt den Küstengebieten als auflandiger Wind regelmäßige Niederschläge. Weht er jedoch über größere Landflächen, bleibt der Feuchtigkeitsgehalt gering und verursacht in weiten Regionen trockenes Klima.
Der Passat als „Turbo“ für den Kolonialwaren- und Sklavenhandel
Wegen seiner Beständigkeit wurde und wird der Passat von Segelschiffen gern zur zügigen Überquerung der Ozeane genutzt. Bis heute legen Segler ihre Route wegen der gut vorhersagbaren Windrichtungen gerne in die Passatregionen der Erde. Selbst wenn dadurch die zu segelnde Strecke verlängert wird, kann die Ausnutzung der Passatwinde die Fahrtzeiten oft deutlich verringern. Der Nordost-Passat war die entscheidende Komponente des Atlantischen Dreieckshandels. Europäische Segelschiffe segelten zunächst an der afrikanischen Westküste nach Süden. Wenn sie das Gebiet des Nordost-Passats erreichten, sicherte der eine zügige Fahrt gen Westen in Richtung Karibik. Für die Rückreise nutzten die Schiffe dann die nordgehende Strömungsrichtung des Golfstroms, um vom Golf von Mexiko wieder in die Westwindzone der Nordhalbkugel und zurück nach Europa zu gelangen.
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