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Auf den Spuren des karibischen Rum Punsch

Nein, der Rum Punsch kommt ursprünglich gar nicht aus der Karibik sondern wurde erst durch britische Seeleute dorthin gebracht. Sie erfanden ihn als Alternative zu Bier und Wein und schon bald darauf begann er seinen unaufhaltsamer Siegeszug auf den Schiffen der Royal Navy, den Haushalten im Victorianischen Großbritannien, den USA, der Karibik und der ganzen Welt.

Fast jeder der schon mal die Karibik besuchte, hat ihn getrunken – den karibischen Rum Punsch. Aber auch wenn sie nicht in der Karibik waren, ist er ihnen bestimmt schon mal in einem Restaurant oder einer Bar serviert worden. Vielleicht sind sie sogar noch im Besitz eines Bowle-Gefäßes, dass in den 50-70er Jahren mal groß in Mode war. Aber wer hat den Rum Punsch erfunden und was hat er mit schalem Bier zu tun? Was steckt hinter diesem erfrischenden Getränk mit dem gewissen Karibikfeeling?

Das 17. Jahrhundert – Geburtstunde des Rum Punsch

Um die Spur des Rum Punsch aufzunehmen, müssen wir in das Jahrhundert der großen Entdeckungen zurückreisen. Die langen Schiffsreisen der großen Entdecker im 17. Jahrhundert führten zu einem Problem. Das an Board gebrachte frische Trinkwasser wurde in den Fässern vor allem in den wärmeren Regionen der Erde schnell faulig und damit ungenießbar. Da man bereits wusste, dass Flüssigkeiten die Alkohol enthielten länger haltbar waren, hatte man auf Schiffsreisen auch immer einen Vorrat an Bier und Wein an Bord. 

Den Erzählungen nach waren es zuerst Seeleute der British East India Trading Company, die als Alternative für ihr Bier den Punsch erfunden haben sollen. Den Männer standen täglich 10 Pints ​​Bier (fast 5 Liter) pro Schiffsmann und Tag zu. In den warmen Gewässern des indischen Ozeans wurde das Bier in den Frachtbuchten der Schiffe aber schnell ranzig und flach. An Land kreierten die Seeleute deswegen neue Getränke aus den Zutaten, die an ihren Bestimmungsorten zu bekommen waren. Zunächst verwendeten sie Arrak, eine Spirituose die aus Palmen- oder Zuckerrohrsaft destilliert wurde, Zitrusfrüchte und Gewürze. Der Arrak wurde jedoch bald durch Rum ersetzt.

Auch an Land ein Mode-Getränk

Die Seeleute brachten den Punsch nach Großbritannien und bald wurde das Getränk auch an Land sehr beliebt und breitete sich sogar bis in die amerikanischen Kolonien aus. Riesige Punsch Schalen zierten bald die guten Stuben gut betuchter Engländer, den die Zutaten wie Zitrusfrüchte, Zucker und vor allem Gewürze waren damals extrem teuer.   

Aus 1688 ist ein Rezept überliefert, nachdem der Punsch aus Rum, Limettensaft, Eigelb, Zucker und einer Prise Muskat bestanden haben soll. Auch die Gründerväter der USA sollen auf der Feier nach der Unterzeichnung der Unabhängigkeitserklärung etliche davon geleert haben.

Mit den Seeleuten kam der Punsch erst in die Karibik. Man sollte es nicht glauben, aber bis auf das Wasser stammen alle anderen Zutaten des klassischen Punsch wie Zitrusfrüchte, Zucker und Gewürze wie Muskat und Zimt ursprünglich nicht aus der Karibik, sondern wurden erst durch die europäischen Kolonialmächte dorthin gebracht und erfolgreich angebaut.

 

Der Name Punch – Hindi-Wort oder umgangssprachlich für großes „Fass“?

Um den Ursprung des Namen Punch ranken sich viele Geschichten und Mythen. Manche leiten den Namen aus dem Hindi – Wort पांच Paanch ab. Paanch steht für „Fünf“ und soll auf die 5 Zutaten verweisen. Andere glauben wiederum, das Punch vom englischen Wort Puncheon abgeleitet wurde, was zu damaligen Zeiten ein Volumenmaaß für Fässer war und symbolisch für diese Stand.

Der Siegeszug des Punsch dank Royal Navy

Die Britische Royal Navy, damals die größte Flotte der Weltverordnete ihren Mannschaften ab 1655 “The Daily Tot“ – die tägliche Ration Rum. Ursprünglich bestand diese aus einem halben Pint (ca. 0,27 Liter) mindestens 54 prozentigem Rum.  

1740 veranlasste Admiral Edward Vernon (Spitzname:  „Old Grog“) in Sorge um die Kampfkraft und Disziplin seiner Truppen durch zu heftigem Rumgenuss, die tägliche Ration an seine Mannschaften nicht mehr pur ausschenken zu lassen. Er ließ den Rum bei der täglichen Ausgabe durch den Purser (Zahlmeister) mit Wasser, Limettensaft und Zucker verdünnen. Dieser Brauch der täglichen Ration Rum – Daily Tot – schaffte die Royal Navy erst am 31.07.1970 – dem sogenannten Black Tot Day ab.

Vom Modegetränk in England zum karibischen Rum Punsch

Im viktorianischen Zeitalter beherrschte Punsch in Großbritannien den Tag und in keiner gut bürgerlichen Familie durfte eine Bowl – englisch für Schüssel fehlen. Königin Victoria missbilligte allerdings starke Getränke, so dass alkoholischer Punsch allmählich in Ungnade fiel. Schaumige Versionen auf Eiweißbasis und Sorbet wurden zu dieser Zeit immer beliebter.  In der Karibik selbst war der Punsch zunächst vor allem den Kolonialherren und reichen Pflanzern vorbehalten. Erst mit der Zeit und vor allem ab der offiziellen Abschaffung der Sklaverei wurde Rum Punsch auch bei der einfachen Bevölkerung und den ehemaligen Sklaven sehr beliebt. Die Zutaten waren überall einfach zu beschaffen und bald begann der Rum Punsch die Karibik zu erobern. 

Nur 5 Dinge braucht der Punsch

Das Grundrezept eine jeden guten Rum Punsch besteht aus 5 Zutaten – den 4 Grundbestandteilen plus Gewürze. Es gilt die einfache Regel für die Grundbestandteile:

“One part of sour, two parts of sweet, three parts of strong and  four parts of weak.”

Ein Teil Saures (Fruchtsaft), 2 Teile Zucker, 3 Teile Starkes (Rum) und 4 Teile Schwaches (Wasser) plus Gewürze. Heute gibt es kaum eine Familie in der Karibik, die nicht ihr eigenes Rezept für einen speziellen Rum Punsch hat und in nicht wenigen Haushalten steht im Kühlschrank ein Krug oder Karaffe mit selbst gemachtem Rum Punsch.

 

Entdecken Sie selbst die faszinierende Welt des Rum Punsch

Überlassen Sie Rum Punsch nicht den immer wieder auflebenden Trends von Barkeepern und sogenannten Mixologen. Das Grundrezept ist so einfach und die möglichen Zutaten so vielfältig und grenzenlos, dass sie es problemlos selber ausprobieren können. Da wäre der Klassiker bestehend aus Limetten- oder Zitronensaft, Zucker, Rum und Wasser mit einer Prise Muskat. Ersetzen oder ergänzen sie den Limettensaft einfach durch einen Fruchtsaft ihrer Wahl und Muskat durch Zimt, Piment, Kardamom. Vielleicht darf es ja auch etwas Kokosgeschmack in Form von Kokosmilch, Kokoswasser oder gar etwas Vanille sein. Probieren sie auch unbedingt mal etwas Eiweiß dazu zu geben. Sie werden staunen, welche unterschiedlichen Aromen entstehen, je nachdem ob sie einen kräftigen Pot Still Rum nach jamaikanischem Stil, einem milden Rum nach dem kubanischen Stil oder gar einen Rhum Agricole, destilliert aus frischem Zuckerrohrsaft verwenden. Ein Rum Punsch schmeckt zu jeder Jahreszeit – eiskalt im Sommer und gerne auch mal warm oder heiß im Winter. Tipps und Anregungen zur Herstellung ihres eigenen Punsch und zahlreiche Punsch Rezepte finden sie unter https://www.caribbean-embassy.de/category/spiced-rum/

Also lassen Sie sich ihren nächsten Rum Punsch schmecken und denken sie dabei an seine faszinierende Geschichte – den Seeleuten der British East India Company – den englischen Admiral Vernon – alias Old Grog – Queen Victoria mit ihrer Vorliebe für alkoholfreien Punsch – und natürlich an die wunderschöne Karibik mit ihrem entspannten Ambiente und freundlichen Menschen.

Cheers, Salud und zum Wohl!

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