St. Barthélemy – Schwedens koloniale Spuren in der Karibik
Die schwedische Kolonialgeschichte in der Karibik ist ein wenig bekanntes, aber interessantes Kapitel der europäischen Kolonialgeschichte. Im 17. und 18. Jahrhundert versuchte Schweden, wie viele andere europäische Nationen, durch den Erwerb von Kolonien in der Neuen Welt seinen Einfluss zu vergrößern. Der wichtigste und bekannteste Teil der schwedischen Kolonialbemühungen in der Karibik war die Insel St. Barthélemy. Diese kleine Insel wurde 1784 von Frankreich an Schweden abgetreten, im Austausch für Handelsprivilegien in Göteborg. Die schwedische Herrschaft über St. Barthélemy dauerte bis 1878, als die Insel wieder an Frankreich verkauft wurde. Während der schwedischen Herrschaft wurde die Insel in „Gustavia“ umbenannt, zu Ehren des schwedischen Königs Gustav III. Gustavia entwickelte sich zu einem wichtigen Handelszentrum, vor allem weil Schweden die Insel zu einem Freihafen erklärte. Dies zog Händler aus verschiedenen Nationen an, da sie dort Waren ohne Zollgebühren handeln konnten.
Wirtschaft und Gesellschaft
Die Wirtschaft von St. Barthélemy während der schwedischen Herrschaft war hauptsächlich auf Handel und Landwirtschaft ausgerichtet. Zuckerrohr, Baumwolle und Tabak wurden angebaut und exportiert. Die schwedische Verwaltung baute auch Infrastrukturen wie Straßen, Häfen und Regierungsgebäude aus. Die Gesellschaft auf St. Barthélemy war ethnisch vielfältig, mit europäischen Kolonialherren, afrikanischen Sklaven und freien Farbigen. Die schwedische Kolonialverwaltung war vergleichsweise klein und die Verwaltung der Insel wurde oft pragmatisch gehandhabt.
Ende der schwedischen Kolonialherrschaft
Im Jahr 1878, nach fast einem Jahrhundert schwedischer Herrschaft, verkaufte Schweden die Insel zurück an Frankreich. Die Entscheidung war vor allem wirtschaftlich motiviert, da der Unterhalt der Kolonie zunehmend kostspielig wurde und die wirtschaftlichen Erträge nicht den Erwartungen entsprachen. Die schwedische Präsenz in der Karibik war relativ kurzlebig und umfasste hauptsächlich die Insel St. Barthélemy. Trotz ihrer kurzen Dauer hinterließ die schwedische Herrschaft Spuren, die bis heute sichtbar sind, insbesondere in der Architektur und den Ortsnamen auf der Insel. St. Barthélemy bleibt ein faszinierendes Beispiel für die vielfältigen kolonialen Ambitionen Europas in der Neuen Welt.
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